12.10.2005
SEB Invest: Neue Höchststände in schwierigem Umfeld
Köln, den 12.10.2005 (Investmentfonds.de) - Trotz der Hurrikans in den USA, dem
schockartigen Anstieg der Öl- und Benzinpreise und der Erhöhung einiger Leitzinsen,
kletterten die Aktienkurse auf neue Höchststände. Die Emerging Markets blieben
die „Trendsetter". Von den großen Börsen hielt lediglich Japan mit. Im EuroStoxx
zeigten Grundstoffe eine zweistellige Wertentwicklung. In einem – vom Ölpreis
abgesehen - positiven fundamentalen Umfeld bleiben wir grundsätzlich positiv.
In Deutschland hemmen politische Unsicherheiten momentan die Anlagebereitschaft.
Aktuelle Entwicklung - Neue Kurshochs
Der Weltaktienmarkt hat im September seinen Aufwärtstrend wieder aufgenommen. Die
Korrektur Ende August in Reaktion auf den Hurrikan „Katrina" und den schockartigen
Anstieg der Rohöl- und Benzinpreise zeigt sich im Chart nun lediglich als eine
kleine Delle. Gefördert wurde die schnelle Erholung durch die seit Anfang des
Monats rückläufigen Energiepreise. Hierzu trug auch die Freigabe von strategischen
Ölreserven bei, um die Produktions- und Importeinbußen in den USA aufzufangen.
Hinzu kamen Hoffnungen, die Zentralbanken würden aufgrund der erwarteten konjunk-
turellen Beeinträchtigungen eine weniger restriktive Haltung einnehmen. Allmählich
setzte sich jedoch die Auffassung durch, dass die Konjunkturwirkungen sowohl
in den USA als auch global lediglich vorübergehender Natur seien. Die Notenbanken
zeigten daher keine Neigung, auf diesen „Schock" zu reagieren.
So erhöhte nach der kanadischen Notenbank auch die US-Notenbank FED zum wiederholten
Male ihre Leitzinsen. Mit dem Nahen des zweiten Hurrikans „Rita" — verbunden mit
einem abermaligen Anstieg der Rohöl- und Benzinpreise — kam es nochmals zu einer
kurzen Verschnaufpause an den Aktienmärkten. Überraschend gute Konjunkturumfragen,
eine erneute Entspannung am Ölmarkt und Fusionsfantasie v.a. in den USA brachten
die Kurse jedoch zuletzt wieder in Schwung.
Regionen - Japan überrascht
Weltweit gab es nur wenige Aktienmärkte, die keine positive Kursentwicklung
zeigten. Am freundlichsten zeigten sich weiterhin die Börsen der sog. „Emerging
Markets“ in Osteuropa, Lateinamerika und Asien. Von den großen Börsenplätzen
konnte lediglich Japan mit diesen „Trendsettern" mithalten.
Dabei spielte neben der langsamen wirtschaftlichen Gesundung des Landes der
überwältigende Wahlsieg der amtierenden LDP unter Ministerpräsident Koizumi eine
wichtige Rolle. Damit wurde aus Marktsicht eine Bremse für den Reformfortschritt
beseitigt. Der US-Aktienmarkt fand sich dagegen am Ende der Rangliste wieder.
Belastet wurde der Markt speziell durch die Zinserhöhung der FED. Zudem trübte
auch die Insolvenz zweier großer US-Fluggesellschaften die Anlegerstimmung. Die
Aktienmärkte in der Eurozone folgten dem allgemeinen Trend und zeigten eine
leicht über dem Durchschnitt liegende Performance. So blieben die Konjunkturdaten
zunächst gemischt und die EZB ließ ihre Leitzinsen unverändert.
Erst mit besseren Konjunkturumfragen stiegen die Kurse wieder kräftiger.
Branchen - Der September spiegelt die ersten drei Quartale wider
Die Entwicklung der Branchen im breiten Eurostoxx-Aktienindex spiegelt die
Entwicklung des Gesamtjahres wider. Der beste Sektor war erneut der Bereich
Grundstoffe mit einer zweistelligen Monats-Performance. Dieser Sektor konnte
auch im bisherigen Jahresverlauf knapp 40 % zulegen.
Hierzu trugen insbesondere die britischen Gesellschaften Rio Tinto sowie Anglo
American bei. Nach langer Zeit erfreuten auch wieder die Technologiewerte mit
Kursaufschlägen. Neben Texas Instrumens erhöhte auch Nokia die Gewinnziele für
das laufende Jahr. Das Ergebnis war ein Kursplus von etwa 10 % beim finnischen
Mobilfunkgiganten. Stark zulegen konnten aber auch erneut die Automobilwerte.
Getrieben durch die IAA, den im Verlauf des Monats wieder fallenden Ölpreis
und aufgrund spezieller Unternehmensmeldungen konnte dieser Sektor gut 5,0 %
gewinnen.
Porsches Ankündigung, 20 % an Volkswagen übernehmen zu wollen, stimulierte von
neuem die Übernahmespekulationen. Daimler Chryslers Plan, 8.500 Stellen in
Deutschland streichen zu wollen, unterstrich das Potenzial, das weiterhin durch
Restrukturierungen in Deutschland gehoben werden könnte. Die Schlusslichter
in der Performance-Rangliste bildeten der Einzelhandel, Verkehr sowie erneut der
defensive Bereich der Telekommunikationswerte.
Ausblick - 5.000 Punkte im DAX nur ein Zwischenspurt?
Mit dem Rückgang des Euro unter die Marke von 1,20 US$/€ und der überraschend
starken Verbesserung der jüngsten Konjunkturumfragen bleibt das fundamentale
Umfeld positiv. Die Aktienmärkte haben sich in den letzten Wochen mit einer
großen Koalition in Deutschland arrangieren können und warten jetzt auf weitere
Informationen und eine hoffentlich schnelle Regierungsbildung. Insbesondere die
ausländischen Investoren, die seit Ankündigung möglicher Neuwahlen im Mai für
Zuflüsse in den deutschen Aktienmarkt gesorgt haben, warten nur darauf, weitere
Gelder in die deutschen Unternehmen investieren zu können.
Nachdem wir Ende September/Anfang Oktober mit Interhyp, Ersol und Q-Cells drei
weitere erfolgreiche Erstemissionen an den Aktienmärkten gesehen haben, erwarten
wir weitere interessante Börsengänge in diesem, aber auch im nächsten Jahr.
Zwar nimmt das öffentliche Interesse an den neuen Börsenkandidaten wieder zu,
wir sind glücklicherweise aber noch weit von einer Blase entfernt, wie wir sie
Ende 1999, Anfang 2000 gesehen haben. Vergleicht man die Entwicklung des MDAX
mit derjenigen des DAX, so offenbart sich das weiterhin hohe Nachholpotenzial
für deutsche „Blue-Chip“-Werte. Aufgrund der immer noch niedrigen relativen
Bewertung, des tiefen Zinsniveaus, der Aktienrückkaufprogramme und der hohen
Dividendenausschüttungen blicken wir gelassen in die nächsten Monate. Wir er-
warten, dass wir Ende des Jahres noch einmal höhere Börsenkurse sehen werden
und gehen auch weiterhin davon aus, dass sich dieser positive Trend im Jahr 2006
fortsetzen sollte.
Quelle: Investmentfonds.de