13.04.2006
SEB: Aktienmärkte trotzen widrigem Umfeld
Köln, den 13.04.2006 (Investmentfonds.de) -
Aktuelle Entwicklung - Neu Rekordstände
Die Aktienmärkte trotzten im März einem schwierigen Umfeld. So erhöhten einige
Zentralbanken ihre Leitzinsen, der Zinsanstieg an den Rentenmärkten setzte sich fort,
die Öl-preise kletterten wieder und Metall- und Edelmetallpreise zogen ebenfalls an.
Dennoch erreichten viele ein-schlägige Aktienindizes neue Rekordhochs,
wobei Übernahme- und Fusions-fantasie ein wesentlicher Kurstreiber war.
Der Monatsauftakt war von leicht nachgebenden Kursen geprägt. Zwar fielen
einschlägige Konjunkturumfragen positiv aus, doch die EZB erhöhte ihre Leitzinsen
von 2,25 % auf 2,5% und schürte die Furcht vor stärkeren Zinserhöhungen.
Aufgrund positiver Wirtschaftsdaten zeigten sich die Aktienmärkte Anfang März
jedoch wenig beeindruckt vom überraschend frühen Regimewechsel
der japanischen Notenbank. Sie verabschiedete sich von der quantitativen Geldpolitik
und kehrte zurück zur "klassischen" Zinspolitik. Allerdings versicherte die
Bank of Japan zur Beruhigung der Märkte, die Nullzinspolitik für "einige Zeit"
aufrecht zu halten.
Im Vorfeld der FED-Sitzung Ende März zeigten sich die Anleger vorsichtiger.
Der US-Markt litt in dieser Phase zusätzlich unter einigen schwächeren
Konjunkturzahlen. Die Zinserhöhung der FED auf 4,75 % fiel erwartungsgemäß aus,
auch wenn das Kommuniqué den erhofften Hinweis auf ein Ende der
Zinserhöhungen vermissen ließ. Für einen "Knalleffekt" zum Monatsende sorgte
der ifo-Geschäftsklima-Index, der ein neues 15-Jahreshoch erklomm.
Regionen - Favoritenwechsel
Im regionalen Vergleich zeigten sich im März einige Überraschungen. Outperformer
des Monats war überraschenderweise Neuseeland - nicht jedoch unter Einbeziehung
der Währung: Aufgrund des Einbruchs des Kiwi-Dollars resultierte daraus für
eurobasierte Anleger ein Minus. Eine ähnlich starke, nicht durch Wechselkursänderungen
beeinträchtigte Performance erzielten die nordeuropäischen Börsen. Die bisherigen
"Lieblinge" internationaler Anleger, Osteuropa und Lateinamerika blieben im März
deutlich zurück. Osteuropa hatte als einzige Region Kursverluste zu verbuchen,
die durch Währungsverluste noch verstärkt wurden. Euroland, respektive Deutschland,
lag in der Wertentwicklung über dem globalen Durchschnitt.
Die US-Börsen lagen - manches ändert sich nicht − weiterhin darunter und stagnierten
auf Eurobasis aufgrund der Schwäche des US-Dollars. Japan profitierte von der
"Klarstellung" der japanischen Notenbank was die weitere Geldpolitik angeht
ebenso wie von der Schwäche des Yen.
Branchen - Fantasie, Fantasie, Fusionsfantasie
Im Branchenvergleich erzielten im März Pharmatitel die beste Performance.
Übernahmefantasie war hier das Zauberwort. Nachdem zunächst Merck für Schering
ein Angebot abgegeben hatte, folgte Ende des Monats Bayer. Schering legte daraufhin
im Monatsverlauf ein Plus von über 42 % aufs Parkett. Branchenwettbewerber Altana
profitierte von der Anhebung der Dividende und der Fantasie nächster
Übernahmekandidat zu werden. Auf die Pharmatitel folgten Werte aus den
Sektoren Grundstoffe, Finanzen und Technologie in der Branchenhitliste.
Unter den DAX-Werten legte die Deutsche Börse vor dem Hintergrund der erneut
angedachten Fusion mit der Börse Euronext kräftig zu. Thyssen Krupp profitierte
vor dem Hintergrund der guten Stahlkonjunktur und guter Perspektiven in der
Technologiesparte von einigen Kaufempfehlungen. Performancestar im Bereich
Technologie war Alcatel. Auch hier wirkte sich die beabsichtigte Fusion mit
Lucent Technologies positiv auf den Kurs aus. Unter den Top-Fünf im DAX fand sich
schließlich noch BMW, nachdem die Geschäftszahlen des Autokonzerns
die Erwartungen übertrafen.
Ausblick - Auf zu neuen Ufern ...
Mit dem Überschreiten der Marke von 6.000 Punkten scheint der DAX die Historie
zu bestätigen, in der der April ein guter Aktienmonat ist. Damit nähern wir uns dem
oberen Rand unserer Prognose von 6.200 Punkten.
Fundamental hat sich das Bild kaum verändert. Die Aussichten für die Wirtschaft bleiben,
nach den jüngsten Konjunkturumfragen zu urteilen, positiv. So erreichte beispielsweise
der ifo-Geschäftsklima-Index ein neues 15-Jahreshoch. Cum grano salis: nach
dem Überschreiten eines Hochs beim ifo schwenkte der Aktienmarkt in der
Vergangenheit meist in eine Seitwärtsphase ein. Ein weiterer Wermutstropfen
sind die gestiegenen Zinsen, die sich normalerweise negativ auf Gewinne und
die Unternehmensbewertung auswirken. Dies kann jedoch über steigende Gewinne
bzw. Gewinnerwartungen überkompensiert werden, was bisher auch geschehen ist.
Daher hat sich trotz der steigenden Kurse die klassische Bewertungsrelation
"Kurs-Gewinn-Verhältnis" auch kaum verändert. Danach haben Aktien noch Potenzial.
Internationale Anleger zeigten sich zuletzt allerdings doch eine Nuance vorsichtiger.
Sie haben ihr Aktienexposure leicht reduziert. Trotzdem sind Dividendentitel bei
professionellen Investoren weiterhin deutlich übergewichtet. Zumindest im Inland
gewinnt die Anlegerbasis mit den Privatanlegern eine breitere Basis. So zeigen Zahlen
des BVI im Februar starke Zuflüsse in Aktienfonds.
Vor dem Hintergrund der positiven Wachstumsaussichten, der bis zum Sommer
zu erwartenden rekordhohen Dividendenzahlungen (vgl. MarketView März) und
der anhaltenden Übernahme- und Fusionsfantasie bleiben wir für
den europäischen Markt optimistisch. Auch charttechnisch ist der Aufwärtstrend an
den europäischen Aktienmärkten weiter intakt. Kurze Korrekturen wie Ende Januar und
Anfang März sind dabei immer wieder möglich.
Quelle: Investmentfonds.de