Janus Henderson Investors | Die Erholung des Biotech-Sektors: Langfristig denken
Andy Acker, Portfoliomanager, Janus Henderson Investors
Investmentfonds.de - Frankfurt am Main, 04.12.2025 - Nach 20 % Rückgang könnte der Biotech-Sektor 2025 mit zweistelligen Zuwächsen abschließen. Entspannung der politischen Unsicherheiten, Arzneimittelinnovationen und zunehmende M&A fördern Aufschwung.
Historisch gesehen haben Biotech-Aktien in Zeiten zunehmender M&A-Aktivitäten profitiert: Transaktionen – insbesondere große Übernahmen im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar – setzen Werte frei, machen Kapital verfügbar und lenken das Interesse der Anleger auf diesen Sektor. Seit 2021 haben steigende Zinsen und regulatorische Unsicherheiten zu einem Rückgang des Gesamtvolumens an Transaktionen geführt. Nun zeichnet sich jedoch ein Nachlassen dieser Gegenwinde ab.
Nachdem die Renditen 10-jähriger US-Treasuries 2023 fast 5 % erreicht hatten, liegen sie nun näher bei 4 % und könnten weiter sinken, sollte die Fed ihre in diesem Jahr begonnene geldpolitische Lockerung fortsetzen und ihren Leitzins weiter senken.[1] Gleichzeitig hat die Food and Drug Administration (FDA) Bedenken hinsichtlich der jüngsten Finanzierungs- und Personalveränderungen ausgeräumt, um die Prüfungsfristen einzuhalten und sogar die Arzneimittelinnovation durch eine beschleunigtes Zulassungsverfahrens für die Einführung wichtiger neuer Medikamente voranzutreiben.
Im August schloss Pfizer einen bedeutenden Vertrag mit dem Weißen Haus: Das Unternehmen vereinbarte zusätzliche Investitionen in Höhe von 70 Milliarden US-Dollar in den USA und den Verkauf ausgewählter Medikamente an Verbraucher zu einem reduzierten Preis. Die Vereinbarung entspricht offenbar den Prioritäten der Regierung, aber unter Vermeidung der drakonischsten politischen Vorschläge (z. B. eine umfassende Meistbegünstigungsklausel für Arzneimittelpreise). Dadurch sieht die Biopharmaindustrie nun einen Weg, ihre Arzneimitteleinnahmen zu sichern. So hat sich das Volumen der M&A-Transaktionen im dritten Quartal 2025 auf 31 Milliarden US-Dollar fast verdoppelt, gegenüber etwas mehr als 17 Milliarden US-Dollar im Vorquartal (Abbildung 1).
Weitere M&A könnten folgen. Bis 2030 droht ein Umsatzverlust von rund 300 Milliarden US-Dollar im Arzneimittelbereich – einer der größten „Patentschlupfe” der Branche seit fast zwei Jahrzehnten.[2] Angesichts der bevorstehenden Fristen stehen die Pharmaunternehmen unter wachsendem Druck, ihre Pipelines schnell wieder aufzufüllen Schätzungen zufolge verfügen sie über bis zu 1,2 Billionen US-Dollar an Bilanzkapazität für Akquisitionen.[3]
Ein Anstieg der M&A-Aktivitäten kann die Performance des gesamten Biotech-Sektors ankurbeln, wobei Investitionen in die akquirierten Unternehmen oft die größten Gewinne bringen. 2025 erfolgten M&A-Transaktionen in der Regel mit zweistelligen Aufschlägen gegenüber dem Aktienkurs vor der Ankündigung, einige wenige Käufe sogar mit über 100 %.[4]
Es ist unmöglich, vorauszusagen, welche Unternehmen übernommen werden, aber es gibt einige typische Merkmale, auf die man achten sollte. Im dritten Quartal machten Small- und Mid-Cap-Biopharma-Unternehmen 57 % der Transaktionen im Jahr 2025 aus, da diese Unternehmen mittlerweile den Großteil der Arzneimittelinnovationen vorantreiben. Bevorzugte Ziele waren Unternehmen, die Medikamente für großes und wachsendes Marktpotenzial wie Adipositas, Onkologie und Fettlebererkrankungen entwickeln. Die meisten M&A-Transaktionen wurden nach positiven Ergebnissen klinischer Studien oder nach Anzeichen für eine erfolgreiche Markteinführung eines kürzlich zugelassenen Medikaments angekündigt.[5]
Kapitalmärkte, die bewährte Arzneimittelinnovationen bevorzugen
Dennoch hängen die Aussichten für Biotechnologie nicht allein von M&A ab. Die Arzneimittelentwicklung ist ein weiterer wichtiger Faktor, und auch hier sehen wir positive Trends. Zwar gingen die Börsengänge von Biotech-Unternehmen aufgrund hoher Zinsen zurück, doch hat die Finanzierung aus anderen öffentlichen und privaten Quellen (wie Folgeemissionen und Risikokapital) in letzter Zeit wieder zugenommen und erreichte 2024 einen Wert von 102 Milliarden US-Dollar, gegenüber 71 Milliarden US-Dollar im Vorjahr.[6]Kapitalinvestitionen sind das Lebenselixier der Arzneimittelentwicklung. Eine Flut bahnbrechender Behandlungsmethoden sorgt für wachsendes Interesse der Investoren. Dazu gehören der erste seit Jahrzehnten zulassungsfähige neue Wirkmechanismus für Schizophrenie, die ersten Therapien für MASH (Fettlebererkrankung) und das Prader-Willi-Syndrom (eine seltene genetische Erkrankung, die die Entwicklung von Kindern beeinträchtigt), neuartige Medikamente für Kardiomyopathie aufgrund von TTR-Amyloidose und die erste zugelassene Therapie für die Lungenerkrankung Bronchiektasie.
Durch die Veränderung des Behandlungsstandards finden solche Therapien bei ihrer Markteinführung großen Anklang und bieten das Potenzial für attraktive Gewinnsteigerungen. Laut einer Branchenanalyse waren zwischen 2017 und 2024 nur etwa 20 % der Unternehmen im S&P Biotech Index profitabel. Bis 2027 könnte sich dieser Wert aufgrund der laufenden Arzneimittelforschung und -entwicklung auf 38 % fast verdoppeln.[7] In einem Sektor, der für seine Volatilität bekannt ist – unter anderem aufgrund der geringen Gewinne –, könnte dieser Trend als Katalysator für ein breiteres Investorenpublikum dienen.
Auch die Marktdisziplin könnte sich zugunsten der Biotechnologie auswirken. Anleger interessieren sich zwar wieder für den Sektor, bevorzugen jedoch weiterhin „risikoreduzierte Anlagen“ – also Biotechnologieunternehmen, deren Pipelines einen vielversprechenden Entwicklungsweg und/oder kurzfristige Katalysatoren (wie behördliche Zulassungen) bieten. In einem risikoaversen Markt werden die Gewinne eher von Unternehmen mit innovativen Pipelines dominiert, die eindeutige Hinweise auf klinische Erfolge vorweisen können.
Die jüngste Marktvolatilität verdeutlicht diesen Trend. Ende 2024 hatten Biopharmaunternehmen mit einem Phase-3-Medikament einen durchschnittlichen Unternehmenswert von 701 Millionen US-Dollar. Dieser Wert halbierte sich bis April 2025, dem Höhepunkt der politischen Unsicherheit, fast auf 379 Millionen US-Dollar, erholte sich dann aber bis Mitte September wieder auf 730 Millionen US-Dollar. Bei präklinischen Unternehmen sah die Situation ganz anders aus (Abbildung 2).
Langfristig könnte diese Vorgehensweise weitreichendere Vorteile haben. Die Biotech-Branche ist heute schlanker und wettbewerbsfähiger als zu ihrer Hochphase 2021. Der Anteil börsennotierter Biotech-Unternehmen mit „sehr gut bewerteten“ Datensätzen – also mit Medikamenten in der Pipeline, die mit hoher Wahrscheinlichkeit den Behandlungsstandard für eine Krankheit deutlich verbessern werden – wird inzwischen auf über 80 % geschätzt. 2022 lag dieser Wert bei nur 47 %. Darüber hinaus ist die Zahl der börsennotierten Biotech-Unternehmen seitdem um über 20 % zurückgegangen.[8]
Mit anderen Worten: Der Sektor legt die Messlatte für Unternehmen höher, doch die Unternehmen, die bestehen, haben möglicherweise bessere Chancen denn je, Wert zu generieren.
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