XTB-Kommentar zu BMW, Mercedes & Co: Ein Aus vom Aus, das sinnvoll ist
Jens Klatt, Marktanalyst beim Online-Broker XTB
Investmentfonds.de - Berlin, 05. Dezember 2025 – Die jüngste politische Wende beim geplanten Verbrenner-Aus ab 2035 markiert einen tiefen Einschnitt in der europäischen Verkehrspolitik. Zumindest legt das die Entwicklung dieser Tage nahe: Die EU-Kommission will sich nach einem Schreiben von Bundeskanzler Friedrich Merz, der sich darin für Alternativen zum reinen E-Auto stark macht, mehr Zeit für einen neuen Vorschlag für die Zukunft des Verbrenner-Motors in der EU lassen. Zuvor galt jahrelang die Linie: Der batterieelektrische Antrieb ist die einzig zulässige Zukunft, der klassische Verbrenner hat keinen Platz mehr. Doch angesichts schleppender E-Auto Entwicklung, einer unvollständigen Ladeinfrastruktur und wachsender industriepolitischer Risiken vollzieht Europa nun einen Kurswechsel. Weg vom pauschalen Verbot, hin zur Technologieoffenheit.
Die Marktdaten zeigen deutlich, warum dieser Schritt notwendig ist. Zwar ist der Anteil rein elektrischer Neuwagen in Deutschland zuletzt auf rund 20 Prozent gestiegen, doch das bedeutet im Umkehrschluss, dass vier von fünf Käufern weiterhin auf Verbrenner oder Hybride setzen. Ein Großteil davon aus rationalen Gründen: Rund 70 Prozent der Haushalte verfügen nicht über eine private Lademöglichkeit, insbesondere in Städten. Gleichzeitig sind Elektrofahrzeuge trotz sinkender Preise für viele Familien immer noch nicht finanzierbar. Damit bleibt ein großer Teil der Bevölkerung von der angestrebten Mobilitätsstrategie ausgeschlossen.
Auch wirtschaftlich würde ein abruptes Verbrenner-Aus erhebliche Risiken bergen. In Europa hängen Hunderttausende Arbeitsplätze an der Verbrenner-Technologie, insbesondere Zulieferstrukturen, die sich nicht kurzfristig auf reine E-Antriebe umstellen können. Während etwa die USA und China auf eine Mischung aus Elektro, Hybrid und effizientem Verbrenner setzen, droht Europa mit seinem Verbot einen Weg zu gehen, der die eigene Industrie in eine Sackgasse führt.
Der Fokus könnte sich mit der sich abzeichnenden Wende nun in Richtung einer technologieoffenen Herangehensweise verschieben. Das bedeutet: Moderne Verbrenner, Plug-in Hybride, E- Fuels, Wasserstoff und batterieelektrische Fahrzeuge müssen künftig nach tatsächlicher CO2-Bilanz, Effizienz und Bezahlbarkeit bewertet werden – und nicht nach politischen Leitbildern.
Eine solche Vielfalt schafft Wettbewerb, beschleunigt Innovationen und ermöglicht Lösungen, die den unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen in Europa gerecht werden.
Damit dieser Kurswechsel Wirkung zeigt, muss er politisch begleitet werden. Es braucht Regulierungen, die die Technologievielfalt nicht behindern, sondern fördern, etwa durch CO2- Bewertungen und Infrastruktur, die nicht nur Ladesäulen, sondern auch alternative klimaneutrale Kraftstoffe berücksichtigt.
Die Abkehr vom starren Verbrenner-Verbot ist daher keine Rückwärtsrolle, sondern eine notwendige Korrektur hin zu mehr Realismus. Sie eröffnet die Chance auf eine Mobilitätsstrategie, die ökologische Ziele ernst nimmt, ohne Verbraucher zu überfordern und ohne die europäische Automobilindustrie zu gefährden.
Wie positiv die Folgen der jüngsten politischen Wende für die großen deutschen Automobilkonzerne bewertet werden, zeigt sich unter anderen an der Börse: Den Aktien von BMW, MERCEDES-BENZ und VOLKSWAGEN verhalf die Nachricht zu kleinen bis mittleren Kurssprüngen. Die Papiere konnten ihren jeweils angedeuteten Aufwärtstrend der vorangegangenen Wochen fortsetzen und sich allesamt weiter von den Mehrjahrestiefs, auf die sie zeitweise im vergangenen oder in diesem Jahr gefallen waren, entfernen.
Vor dem Hintergrund der politischen Gemengelage, sowohl auf europäischer als auch auf deutscher Ebene, ist nicht davon auszugehen, dass die Diskussionen um das Verbrenner-Aus nun beendet sind – das Thema dürfte nach wie vor den politischen Diskurs in puncto Verkehrs- und Umweltpolitik mitbestimmen. Vor diesem Hintergrund ist auch von einer gewissen Volatilität bei den Aktien der Autokonzerne in den kommenden Monaten und Jahren auszugehen. Aktuell sieht es allerdings zumindest danach aus, dass der kurstechnische Turnaround vorerst gelungen ist.
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