BlackRock Marktausblick
Dr. Martin Lück, BlackRock Leiter Kapitalmarktstrategie
BlackRock Marktausblick 14. Dezember 2021
In dieser Woche dreht sich beim BlackRock Investment Institute (BII) vieles um den Ausblick 2022. Während des BII Forums, einer halbjährlich stattfindenden Konferenz von Portfolio-CIOs, Volkswirten und Strategen, hatten Mitte November drei Themen die Agenda dominiert, welche nun in der Outlook-Publikation ausführlich beleuchtet werden. Das erste ist die Frage, wie - nicht ob - wir mit höherer Inflation leben werden. Gerade in den USA zeigen sich vermehrt Anzeichen dafür, dass die gegenwärtigen Preissteigerungen länger anhaltende Nachwirkungen haben könnten. Und da sich die Fed nach Erreichen ihrer Inflationsvorgabe nun auf ihr "breites und inklusives Beschäftigungsziel" fokussiert, dürfte die von Jerome Powell schon im August 2020 in Jackson Hole ausgegebene Marschrichtung auch 2022 weiter Bestand haben. Die Fed dürfte auf eine deutlich über 2% verharrende Inflation auch im kommenden Jahr weniger aggressiv reagieren als in der Vergangenheit.
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In Europa, wo schon vor der Pandemie ein anderes Inflationsregime herrschte und stärkere Zweifel an der Dauerhaftigkeit des gegenwärtigen Inflationsschubes angebracht erscheint, stehen alle Zeichen auf Abwarten. Hier wird spannend zu beobachten sein, ob die Inflationsrate ab Jahresanfang wirklich so stark zu bröckeln beginnt wie von der EZB erwartet. Am Ende dieser Entwicklung könnte eine Situation stehen, in der die USA mittelfristig eine Inflationsrate von 2,5-3,0% haben, während Europa sich bei 1,5-2,0% einpendelt. Damit würde sich der Inflationsabstand, der vor der Pandemie herrschte, fortsetzen, allerdings auf höherem Niveau. Da unsere Grundannahme bestehen bleibt, nämlich dass auf dieses höhere mittelfristige Inflationsniveau die Fed mit einem insgesamt flacheren Zinsanhebungszyklus reagieren wird und damit die Realzinsen vergleichsweise niedrig bleiben sollten, bleiben wir auch für 2022 "risk-on", also übergewichtet in Risikoaktiva.
Ein Punkt, den der BII-Ausblick dabei für 2022 explizit hervorhebt, ist das außergewöhnliche Maß an Unsicherheit in der Spätphase der Pandemie. So könnte die gegenwärtige Virusvariante Omikron den ökonomischen Neustart verzögern, oder es könnten neue Mutanten auftreten, von denen wir noch gar nichts ahnen. Auch könnten geopolitische Risiken, die wegen unseres nun schon fast zwei Jahre auf Corona fixierten Blickes wenig Aufmerksamkeit erhalten haben, sich im nächsten Jahr verschärfen. Der Russland-Ukraine-Konflikt, Spannungen im südchinesischen Meer oder im Mittleren Osten erscheinen hier als die naheliegendsten Risikoherde. Und schließlich ist auch das Dauerthema Zentralbankpolitik keineswegs risikolos. Gelingt es den Währungshütern, unfallfrei die während der Covid-Pandemie aufgebaute monetäre Unterstützung zu entziehen? Jede falsche Bewegung, jedes zu heftige Einbremsen könnte bei ambitioniert bewerteten Märkten kräftige Rückschläge auslösen. Und weil zudem der Raum für zusätzliche Erträge bei Risikoaktiva enger geworden ist, nehmen wir die Risikopositionierung gegenüber 2021 leicht zurück.
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Das dritte große Thema bleibt der Weg zur Klimaneutralität. Spätestens die letzten Jahre, mit Extremwetterereignissen, dramatischen Klimadaten und einer dank "Fridays for Future" aufgeschreckten Öffentlichkeit haben klar gemacht, dass es auf diesem Weg kein Zurück gibt. Pläne dafür, Anlegerportfolios für die Klimatransformation fit zu machen, sind also keine wolkigen Zukunftsprojektionen mehr. Sie finden statt, jetzt, hier und heute.
Entscheidende Woche für Zentralbanken
Am morgigen Mittwoch könnte die amerikanische Notenbank beschließen, ihre Anleihekäufe etwas schneller zurückzufahren als bisher beschlossen. Vor dem Hintergrund der mit 6,8% im November höchsten Inflationsrate seit fast 40 Jahren könnte sie das "Tapering" von bisher 15 auf 20, eventuell sogar 25 Mrd US-Dollar beschleunigen. Eine Zinserhöhung steht dennoch vorerst nicht im Raum, was der Fed genug Zeit geben sollte, um über die erste Jahreshälfte 2022 die Inflationsrate zu beobachten. Das gleiche dürfte auch die EZB tun, bei der eine mögliche Straffung der Geldpolitik allerdings kaum darüber hinausgehen dürfte, das Pandemie-Sonderprogramm PEPP planmäßig Ende März auslaufen zu lassen. Eine Zinserhöhung ist selbst mit Fernrohr nicht zu erkennen. Für die Schweizer Nationalbank, die ebenfalls am Mittwoch tagt, ist somit gleichermaßen ein Abrücken vom extrem niedrigen Leitzins (-0,75%) bis auf weiteres tabu. Angesichts einer Inflationsrate, die in der Größenordnung von 1,5% ihr Maximum erreichen dürfte, kann man in Bern und Zürich allerdings auch entspannt sein.
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Risikohinweis: Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Ergebnisse. Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren persönliche Einschätzung wieder (BlackRock). Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen keine Beratung dar (BlackRock)
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