13.02.2007
Autoindustrie setzt weiter auf Osteuropa
Frankfurt am Main (ots) -
Hersteller und Zulieferer investieren bis 2013 rund 6 Milliarden
US-Dollar in Osteuropa / PwC-Prognose: Deutlicher Kapazitätsaufbau
in Tschechien und der Slowakei / Qualifizierte Arbeitskräfte
werden knapp
Osteuropa gewinnt als Standort für die Automobilindustrie weiter
an Bedeutung. In den kommenden fünf Jahren werden Autohersteller und
Zulieferbetriebe rund sechs Milliarden US-Dollar in
Fertigungskapazitäten in der Region investieren, prognostiziert das
Automotive Institute der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in der aktuellen
Analyse "Eastern Influx: Automotive Manufacturing in Central and
Eastern Europe". Dadurch würde die Fertigungskapazität in Ost- und
Mitteleuropa von derzeit 3,2 Millionen auf 4,2 Millionen Fahrzeuge im
Jahr 2013 steigen. Die Hersteller begründen ihre
Investitionsplanungen nicht nur mit den erwarteten Kostensenkungen
durch niedrigere Löhne, sondern auch mit der Erschließung neuer
Märkte.
Allerdings warnen die PwC-Experten vor zu hoch geschraubten
Erwartungen. "Qualifizierte Arbeitskräfte werden immer knapper.
Potenzielle Investoren müssen sich darauf einstellen, dass die Löhne
für Facharbeiter in der Autoindustrie deutlich über dem
durchschnittlichen Lohnniveau in Ost- und Mitteleuropa liegen",
betont Karl Gadesmann, Partner bei PwC und Leiter des Bereichs
Automotive in Deutschland. Auch die Absatzperspektiven müssen
angesichts der schwer vorhersagbaren Kaufkraftentwicklung vorsichtig
eingeschätzt werden. "Es ist unwahrscheinlich, dass das Marktvolumen
Ost- und Mitteleuropas in den kommenden Jahren auf mehr als 1,5
Millionen Fahrzeuge steigt. Der größte Teil der bis 2013 zusätzlich
produzierten Automobile müsste also auf Märkten außerhalb der Region
abgesetzt werden", gibt Gadesmann zu bedenken.
Slowakei und Tschechien in Führung
Zwischen 1991 und 2006 hat die Autoindustrie in Ost- und
Mitteleuropa rund 20 Milliarden US-Dollar investiert. Damit stieg der
Anteil der Region an der globalen Automobilproduktion von unter fünf
auf annähernd sieben Prozent. In den kommenden Jahren entfällt der
Großteil der Investitionsvorhaben auf die Slowakei und Tschechien:
Nach PwC-Schätzungen wird im Jahr 2013 das Produktionsvolumen in der
Slowakei um rund 700.000 und in Tschechien um 450.000 Pkw über dem
aktuellen Niveau liegen, während die Zuwächse in Polen und Ungarn mit
jeweils gut 100.000 Automobilen niedriger ausfallen. Zum Vergleich:
Für Deutschland erwarten die Experten einen Produktionsanstieg um
knapp 600.000 Fahrzeuge.
Mit Ausnahme von Audi sind in Mittel- und Osteuropa bislang vor
allem Volumenhersteller präsent. Während Volkswagen, Renault, Fiat
und Opel schon seit den 90er Jahren in der Region aktiv sind, haben
die französische PSA-Gruppe und Hyundai den Standort erst in den
vergangenen Jahren entdeckt. Ford wird den Kleinwagen Ka ab 2008 in
Polen statt wie bisher in Valencia produzieren und ist damit erstmals
mit einer eigenen Fertigung in Mitteleuropa vertreten.
Qualifizierte Arbeitskräfte werden knapp
Niedrige Lohnkosten sind ein wesentlicher Faktor für
Produktionsverlagerungen nach Mittel- und Osteuropa. Selbst wenn in
der Slowakei der Durchschnittslohn ab sofort um jährlich vier Prozent
und in Deutschland nur um ein Prozent jährlich steigen würde, wäre
das Lohnniveau der beiden Länder erst in 70 Jahren ausgeglichen.
Außerdem stehen den niedrigeren Löhnen zumindest anfänglich eine
niedrigere Arbeitsproduktivität sowie höhere Aufwendungen für
Lagerhaltung und Transport der Fahrzeuge zum Endkunden gegenüber. Bei
einem Anteil der Lohnkosten von geschätzt 15 bis 25 Prozent an den
gesamten Fertigungsaufwendungen kann insbesondere bei Volumenmodellen
der Lohnkostenvorteil durch die höheren übrigen Aufwendungen schnell
aufgezehrt sein.
Langfristig hohes Marktpotenzial
Hersteller benötigen auf den osteuropäischen Märkten einen langen
Atem. In den vergangenen Jahren ist das Absatzvolumen vor allem in
Polen und Ungarn deutlich geschrumpft. Nur dank des Booms in den
Beitrittsstaaten Rumänien und Bulgarien, wo die Zulassungszahlen im
Jahr 2005 um fast 50 Prozent zulegten, wuchs der gesamte Automarkt in
Ost- und Mitteleuropa im Vergleich zu 2004 leicht um rund ein
Prozent.
Vorausgesetzt die Wirtschaftsverhältnisse gleichen sich an, sind
die Länder Ost- und Mitteleuropas langfristig hoch interessant.
Allein in den acht Staaten, die bereits der EU beigetreten sind,
leben rund 80 Millionen Menschen. Jährlich werden hier derzeit
lediglich 10 bis 15 Neuwagen je 1.000 Einwohner verkauft, in der
EU-15 sind es hingegen 30 bis 40 Pkw. Gadesmann: "Bei einer
Angleichung der Wirtschaftsverhältnisse könnten damit langfristig bis
zu zwei Millionen Autos mehr in der Region verkauft werden als
heute".
Standortwahl mit Nebenwirkungen
Von großer Bedeutung ist die Entscheidung, ob die Investition im
Ausland zusätzliche Kapazitäten schaffen oder im Inland vorhandene
ersetzen soll. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich
arbeitsintensive Tätigkeiten leichter verlagern lassen als Bereiche
mit einem hohen Anteil von Forschung und Entwicklung. Außerdem ist
die Standortfrage für die Autohersteller sensibler als für die
Zulieferer. "Je stärker das Markenimage beim Käufer mit dem
Herkunftsland des Autos verknüpft ist, desto größer ist der
potenzielle Marketingschaden durch eine Standortverlagerung", warnt
Gadesmann.
Originaltext: PwC PriceWaterhouseCoopers
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Quelle: news aktuell