29.10.2004
AXA-IM: Rallye bei den Rohstoffpreisen geht weiter
Köln, den 29.10.2004 (Investmentfonds.de) - Die Preisspitze beim Öl hielt auch in
dieser Woche an. Nachdem zunächst eine leichte Entspannung zu verzeichnen war, machte
sich der Preis für Rohöl dann wieder auf, neue Höchststände zu testen und die Besorgnis
über Heizöl und Heizkosten vor dem anstehenden Winter erneut aufkommen zu lassen. Die
bestimmenden Faktoren waren diesmal die Zahlen zu den US-Beständen, die ein weiteres
Mal einen größer als erwartet ausgefallenen Bestandsrückgang bei Mineralölprodukten
sowie einen unter den Erwartungen gebliebenen Anstieg bei den Rohöllagerbeständen aus-
wiesen. Dezemberkontrakte für IPE Brent stiegen in London auf 51,22 US$ je Barrel
(und damit in den Bereich des am 12. Oktober erreichten Rekordhochs von 51,50 US$)
und Nymex-Kontrakte für Dezember bewegten sich zum Ende der Woche sogar oberhalb der
Marke von 55 US$ je Barrel.
Als Reaktion auf den Ölpreisauftrieb und einen schwächeren US-Dollar (der nachfolgend
noch besprochen wird) setzte sich die jüngste Rallye bei den Rohstoffpreisen weiter
fort, wobei sowohl Gold als auch Silber Sechsmonatshochs erklommen. Der Kurs des Gold-
barren liegt nun nur noch ungefähr 5 US$ unter dem höchsten Stand seit 16 Jahren, der
im ersten Quartal des laufenden Jahres erreicht wurde.
Die anhaltende Story steigender Ölpreise hat auch einen Anteil an dem schwächeren US-
Dollar, denn hier hat sie in Verbindung mit rückläufigen Konjunkturdaten, zwei zu-
nehmenden Defiziten (Leistungsbilanz und Haushalt) und Unsicherheit im Vorfeld der
Präsidentschaftswahlen im November Druck auf den US-Dollar ausgeübt, der nun wieder
auf Tiefs zurückgefallen ist, die zuletzt im Februar zu verzeichnen waren. Nachdem
die jüngsten Trading Ranges gegenüber dem Euro verlassen wurden, kam die Spekulation
auf, dass asiatische Zentralbanken dem Dollar einen Teil ihrer Unterstützung – zu
Gunsten des Euro – entzogen hätten, auch wenn dies mit der Gefahr eines Anstiegs
ihrer eigenen Währungen verbunden sei.
Die veröffentlichten Daten lassen außerdem weiterhin Zeichen für konjunkturelle
Schwäche erkennen, obwohl die jüngsten Einzelhandelsumsätze für September stärker als
erwartet gestiegen sind. Solche Meldungen bauen zwar die Besorgnis ab, dass sich das
US-Wachstum verlangsamen könnte, aber Beobachter prognostizieren jetzt für 2005 einen
Rückgang des US-BIP. Ein Umfeld rückläufiger Konjunktur in Verbindung mit einer ent-
täuschenden Situation am Arbeitsmarkt lässt die Spannung zusätzlich steigen und gibt
einen weiteren Einblick in den Zustand der größten Volkswirtschaft der Welt im Vorfeld
der am 2. November anstehenden Präsidentschaftswahlen. George W. Bush und John Kerry
scheinen beim Rennen um den Einzug in das Weiße Haus derzeit in den Meinungsumfragen
sehr nah aneinander zu liegen.
Die Konjunkturmeldungen in Großbritannien verstärkten die Spekulation, dass sich die
Zinsen nah an der Spitze befinden, denn sowohl die Eigenheimdaten als auch die Industrie-
produktion fielen schwächer aus. Separaten Recherche-Ergebnissen des Immobilienmaklers
Rightmove und der Royal Institution of Chartered Surveyors war zu entnehmen, dass die
Eigenheimpreise rückläufig seien, wobei das letztgenannte Institut den stärksten Preis-
verfall seit 1995 ermittelte. Auch die Aufnahme von Hypothekenkrediten hat angesichts
der fünf Zinserhöhungen um 0,25 % durch die britische Notenbank deutlich nachgelassen
(wobei vom Baugesellschaftsverband BSA ein Dreijahrestief bestätigt wurde). Während
sich die britische Notenbank einstimmig dazu entschloss, die Zinsen bei der Sitzung
dieses Monats unverändert zu lassen, fielen die vorläufigen Daten der Statistikbehörde
ONS zur Bruttoinlandserzeugung niedriger als erwartet aus, wofür ein Rückgang beim
verarbeitenden Gewerbe, bei der Ölraffinerie und beim Bergbau verantwortlich gemacht
wurde. Dagegen gab es bei den Einzelhandelsumsätzen für September einen unerwarteten
Anstieg – der von Preissenkungen in den Haupteinkaufsstraßen beflügelt wurde und im
Rahmen der Erwartungen der britischen Notenbank lag.
Obwohl sie sich im Rahmen der Erwartungen bewegte, trug die im August rückläufige
Industrieproduktion in der vergangenen Woche zu der jüngst so düsteren Stimmung in der
Eurozone bei und signalisierte, dass das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal keinen
leichten Stand hatte. Es dürfte sich von den enttäuschenden Niveaus, die im zweiten
Quartal verzeichnet wurden, noch weiter nach unten bewegt haben. Während der Rückgang
bei der Produktion die Ansicht verstärkt, dass bei der Investitionstätigkeit in Europa
weiterhin keine Belebung zu verzeichnen ist, besteht die größte Sorge in der Flaute des
verarbeitenden Gewerbes in Deutschland und Frankreich, wo die Inlandsproduktion um
0,9 % bzw. 1,9 % nachgegeben hat. Am stärksten wurden langlebige Güter, Kapitalgüter
und der Energiesektor in Mitleidenschaft gezogen. Kein einziger Sektor konnte einen
Zuwachs verzeichnen.
Während die japanische Regierung über eine zurückhaltende Steuerpolitik nachdenkt und
die Streichung der 1999 eingeführten außerordentlichen Einkommensteuersenkungen dis-
kutiert, fordern manche Beobachter und Wirtschaftsexperten höhere Ausgaben, um eine
Trendwende bei der Wirtschaft herbeizuführen. Der Verband für Konjunkturerholung in
Japan schlägt eine Erhöhung der Kreditaufnahme der öffentlichen Hand sowie die Finan-
zierung von vermögensbildenden Projekten vor. Unterdessen war von der japanischen
Notenbank in der vergangenen Woche die Warnung zu vernehmen, man müsse ein waches Auge
auf die Ölpreise und deren Einfluss auf die Volkswirtschaften im In- und Ausland haben.
Quelle: Investmentfonds.de