Die Schuldenkrise in der Eurozone schwelt weiter
Gerüchte, denen zufolge dass Spanien oder Portugal gezwungen sein könnten, die European Financial Stability Facility (EFSF) – den Rettungsschirm in Höhe von 750 Mrd. EUR - in Anspruch zu nehmen, werden vermutlich anhalten. Derzeit stehen die Kapitalmärkte allen Ländern mit Ausnahme von Griechenland offen, auch wenn dies nicht ganz billig ist. Die Ausweitung der Risikozuschläge könnte dadurch bedingt sein, dass die EFSF noch nicht voll von allen Ländern ratifiziert ist oder aber durch die Unsicherheit über die Bedingungen, unter denen Kredite aus dem Rettungsfonds vergeben werden. Die Frage, ob der Rettungsschirm groß genug ist und ob es sich dabei um eine strukturelle Lösung handelt oder ob es lediglich darum geht, Zeit zu gewinnen, steht weiterhin im Raum. Anders ausgedrückt weiß man nicht, ob die Mitgliedsstaaten der Eurozone bereit und in der Lage sind, ihre Haushaltsdefizite abzubauen, ehe die Anleihenmärkte die Geduld verlieren. Eine Begleiterscheinung der Schuldenkrise ist die zunehmende Spannung auf dem Geldmarkt der Eurozone. Hier haben sich die Renditezuschläge ebenfalls ausgeweitet und Banken parken Beträge in Rekordhöhe bei der EZB. Dem Bericht einer niederländischen Zeitung zufolge, liegt der Libor USD, der in den letzten Wochen deutlich anstieg, nach wie vor zu niedrig. Das “Het Financieele Dagblad” schrieb, dass Banken keine höheren Zinssätze anbieten wollten, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie hätten Finanzierungsprobleme. In einigen Ländern ist das bei kleineren Banken derzeit der Fall. Kleinere spanische Banken haben große Schwierigkeiten, sich Kapital zu beschaffen. Die EZB vergibt inzwischen jedoch wieder dreimonatige Kredite in unbefristeter Höhe und wird weiterhin Staatsanleihen kaufen. In den USA verbesserte sich das Geschäftsklima bei kleinen Unternehmen, die dem ISM-Einkaufsmanagerindex, der in erster Linie größere Unternehmen berücksichtigt, bisher hinterherhinkten. Die wirtschaftliche Erholung, die in den USA in der Industrie begonnen hat, scheint inzwischen auch auf andere Sektoren überzugreifen. Bei den Wohnungsbaugesellschaften verschlechterte sich nach dem Wegfall der Steuervergünstigungen das Geschäftsklima. Aufgrund der erwarteten Absatzeinbrüche bei Wohnimmobilien, war die Anzahl der Baugenehmigungen rückläufig. Die Anzahl der Anträge auf Hypothekenkredite fiel auf den niedrigsten Stand seit Februar 1997. Der Häusermarkt in den USA scheint also weiterhin anfällig zu sein. Angesichts dieser Daten könnte es sein, dass die Fed ihre Leitzinsen weiterhin unverändert lässt. Das Verbrauchervertrauen in den USA ist heute besser als in den letzten zwei Jahren. Dennoch waren die Einzelhandels- umsätze rückläufig. Ein gewisser Umsatzrückgang war zu erwarten. Die Ausgaben waren in der letzten Zeit trotz des geringen Einkommenswachstums, der hohen Arbeitslosenquote und des anfälligen Wohnungsmarkts relativ hoch. Verbraucher bauten im ersten Quartal weiterhin Schulden ab. Hierfür verkauften sie jedoch Vermögenswerte, was zu einem Rückgang der Sparquote führte. Es wird damit gerechnet dass der Schuldenabbau anhält, so dass wir für das zweite Halbjahr ein eher bescheidenes Konsumwachstum erwarten. Die Industrieproduktion in der Eurozone verzeichnete einen weiteren deutlichen Zuwachs, wobei jedoch von Land zu Land deutliche Unterschiede festzustellen waren. Am stärksten war die Zunahme in Deutschland und den Niederlanden. An zweiter Stelle folgten mit einigem Abstand Frankreich und Italien. In Spanien und Griechenland ist die Produktion jedoch weiterhin niedrig. Anders ausgedrückt spiegelt sich die Lage der Staatsfinanzen auch in den Produktionsdaten wieder. In Deutschland kehrte das Beschäftigungs- wachstum in den positiven Bereich zurück, was einen Rückgang der Arbeits- losigkeit zur Folge haben könnte. Doch aufgrund der Unsicherheit über die Konjunkturaussichten im Allgemeinen und der Lage der Staatsfinanzen im Besonderen sollte man aufgrund dieser Zahlen keine deutliche Erholung der Konsumausgaben erwarten. Hinzu kommt das Risiko, dass die Turbulenzen auf den Finanzmärkten auf die Realwirtschaft übergreifen. Die japanische Wirtschaft wuchs im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal auf das Jahr hochgerechnet um 5,0%. Dies ist deutlich besser als in die Wirtschaft in den USA (3,0%) oder in der Eurozone (0,8%). Doch wenn man die Deflation berücksichtigt, die in Japan nach wie vor ein großes Problem darstellt, lag das nominale Wachstum bei 1,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Angesicht dieses schwachen Wachstums wird es Japan schwer fallen, seine Staatsfinanzen zu sanieren, die durch eine eindrucksvolle Bruttostaatsverschuldung in Höhe von 200% des BIP und ein Haushaltsdefizit in Höhe von 8% des BIP belastet werden. Doch da Japans neuer Ministerpräsident Naoto Kan neuen Wind in die Politik des Landes bringt, wird es ihm vielleicht gelingen, das Problem der Staatsverschuldung erfolgreich anzugehen.
Angesichts des rasanten Anstiegs chinesischer Ausfuhren, der mit 48,5% im Vorjahresvergleich deutlich über den Erwartungen lag, wurde wieder eine Aufwertung des Renminbi erwartet. Doch da die chinesische Währung dem Euro gegenüber bereits stark angezogen hat und die Inflation mit 3,1% im Vorjahresvergleich im Verhältnis zur Dynamik des chinesischen Wirtschaftswachstums sehr bescheiden ist, sieht die chinesische Regierung derzeit keine Veranlassung zur Aufwertung. Ebenfalls eine gute Nachricht ist der Rückgang der Arbeitslosigkeit in Südkorea auf 3,2%. Da die Inflation dort seit Mitte 2009 ansteigt und die Zentralbank davon ausgeht, dass das Wirtschaftswachstum anhält, scheint eine Anhebung der Leitzinsen lediglich eine Frage der Zeit. Joost van Leenders Spezialist für Asset Allocation und Anlagestrategie
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