LAIQON: Silber-Rally Reloaded: Was 2025 mit 1980 gemeinsam hat
Investmentfonds.de | Adrian Daniel, Portfoliomanager des Absolute Return Multi Asset-Teams, LAIQON-Gruppe
Frankfurt, 28. Oktober 2025
Der Silberpreis hat im Oktober 2025 erneut die Marke von 50 US-Dollar überschritten, ähnlich wie bei der Rally von 1980. Während damals spekulative Kräfte und Marktmanipulation den Preisanstieg dominierten, basiert der aktuelle Trend auf fundamentalen Faktoren wie globaler Geldmengenausweitung, geopolitischen Unsicherheiten und einer starken industriellen Nachfrage, insbesondere aus der Solar- und Elektronikbranche. Die weltweite Silberproduktion stagniert, während die Nachfrage weiter steigt, was zu einem Angebotsdefizit führt. Im Unterschied zu 1980 ist der Markt heute liquider, transparenter und stärker reguliert. Silber bietet institutionellen Investoren Chancen als Beimischung im Rohstoffportfolio und als strategische Positionierung im Rahmen der Energiewende. Kurzfristig bleibt die Volatilität hoch, langfristig bestehen jedoch positive Perspektiven.
Silber, eines der ältesten und zugleich vielseitigsten Edelmetalle der Weltwirtschaft, steht im Jahr 2025 erneut im Zentrum der Aufmerksamkeit institutioneller Anleger. Nach einem Jahrzehnt relativer Seitwärtsbewegung hat sich das Metall in den letzten zwei Jahren zu einem der stärksten Rohstoffperformer entwickelt. Der Preis je Feinunze überstieg im Oktober 2025 erneut die Marke von 50 US-Dollar. Ein Niveau, das in nominaler Betrachtung zuletzt Anfang der 1980er-Jahre erreicht worden war. Doch hinter der oberflächlichen Parallele zwischen damals und heute verbirgt sich eine gänzlich andere Marktdynamik. Während die Rally von 1979/1980 in erster Linie durch spekulative Kräfte und die Marktmacht weniger Akteure getrieben war, beruht der aktuelle Aufwärtstrend auf unterschiedlichen Faktoren.
Silberpreis pro Unze in US$
Quelle: Bloomberg Finance LP; Stand: 15.10.2025
Die Silberrally von 1979-1980: Ein Lehrstück der Marktpsychologie
Die Preisexplosion von 1979 bis Anfang 1980 bleibt eines der eindrucksvollsten Beispiele für Spekulation und Marktmanipulation in der modernen Rohstoffgeschichte. Getrieben wurde sie maßgeblich von den US-amerikanischen Unternehmern Nelson Bunker Hunt und William Herbert Hunt, die durch den gezielten Kauf von physischen Barren und umfangreichen Terminkontrakten den Markt faktisch dominierten. In einer Phase hoher Inflation, sinkenden Vertrauens in den US-Dollar und geopolitischer Unsicherheit galt Silber vielen Anlegern als der 'sicherer Hafen' der Stunde. Der Preis stieg innerhalb weniger Monate von unter 10 USD auf fast 50 USD pro Feinunze, eine Steigerung von mehr als 400 Prozent. Doch als die US-Börsenaufsicht (CFTC) 1980 neue Margin-Anforderungen für Silber-Futures einführte, wurden die Positionen der Hunt-Brüder illiquide. Das Ergebnis war der berüchtigte 'Silver Thursday' vom 27. März 1980, an dem der Preis binnen Tagen um mehr als 50 % einbrach. Die Episode hinterließ ein tiefes Misstrauen in den Markt und prägte das regulatorische Umfeld für Edelmetall-Futures bis heute.Der Silbermarkt 2024-2025: Eine Vielzahl von Kurstreibern
Im Gegensatz zur Spekulationsblase der 1980er-Jahre ist der aktuelle Preisanstieg breiter untermauert und durch mehrere Trends getrieben. Zunächst sehen wir als einen wesentlichen Treiber die Ausweitung der globalen Geldmengen gepaart mit einer ausufernden Staatsverschuldung. Geopolitische Spannungen und Erwartungen auf Zinssenkungen haben die Flucht in reale Vermögenswerte beschleunigt. Dieser Trend ist nicht nur für die Edelmetallmärkte unterstützend, sondern spiegelt sich auch in höheren Bewertungen an den Aktienmärkten wider. Dabei hat die US-Notenbank erst kürzlich die Perspektive auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik untermauert. Im Zuge der Aussagen Mitte Oktober durch FED-Chef Jerome Powell die Verkürzung der Bilanz (QT) demnächst beenden zu können, markieren sowohl Gold als auch Silber in der Folge neue Allzeithöchststände. In dem Zusammenhang dürfte die Erwartung eines erneuten Inflationsanstiegs als zusätzliches Argument für den Kauf von Edelmetallen bei einigen Investoren den Ausschlag gegeben haben.Strukturelle Nachfragetreiber: Silber als Basis für Schlüsseltechnologien
Der entscheidende Unterschied zwischen 1980 und 2025 liegt in der industriellen Struktur. Während Anfang der 1980er-Jahre Fotografie und Schmuckindustrie über 50 % des Silberverbrauchs ausmachten, sind es heute Solarzellen, Elektronik und Energiespeichertechnologien, die den Markt dominieren. Allein die Photovoltaikindustrie verbraucht laut aktuellen Schätzungen über 180 Millionen Unzen pro Jahr, eine Verdopplung gegenüber 2015. Hinzu kommt die steigende Nachfrage aus der Elektromobilität, wo Silber in Hochstromverbindungen, Batterieanschlüssen und Ladeinfrastruktur eingesetzt wird. Damit hat das Metall eine neue, nachhaltige industrielle Basis gewonnen, die weit resistenter gegen zyklische Nachfrageschwankungen ist.Angebotslage - ein begrenzt reaktiver Markt
Die weltweite Silberproduktion stagniert seit mehreren Jahren auf einem Niveau zwischen 800 und 820 Millionen Feinunzen jährlich. Der Großteil dieser Menge stammt aus Minen, in denen Silber nur ein Nebenprodukt ist, beispielsweise aus Kupfer-, Zink-, Blei- oder Goldförderung. Diese Struktur begrenzt die Angebotselastizität erheblich. Selbst bei steigenden Preisen können Produzenten die Förderung nicht kurzfristig erhöhen, da die Produktionsentscheidungen primär von den Hauptmetallen abhängen. Gleichzeitig zeigt sich, dass neue Projekte zunehmend kapitalkräftiger und regulatorisch anspruchsvoller werden. Die Realisierung neuer Förderkapazitäten dauert oft 7 bis 10 Jahre, was die kurzfristige Angebotsausweitung weiter limitiert. Zudem haben höhere Energiepreise, strengere Umweltstandards und steigende Arbeitskosten die Entwicklung neuer Minenprojekte verteuert und verlangsamt.Zusätzlich zu dem Primärangebot werden knapp 200 Millionen Unzen pro Jahr aus Recycling gewonnen. In Summe bleibt jedoch ein Nachfrage-/Angebotsverhältnis, welches die vergangenen Jahre von einem Defizit geprägt war.
Silbermarkt im Ungleichgewicht, Angebot kann mit steigender Nachfrage von Silber in der Industrie nicht mithalten
Quelle: silverin-stitute.org; Stand: Februar 2025
Gold als Zugpferd
Die historische Erfahrung, dass mit einem steigenden Milchpreis auch der Preis für Butter steigt, lässt sich in gewisser Weise auf den Edelmetallmarkt übertragen. Obwohl sich die Nachfragestruktur bei Gold und Silber deutlich unterscheidet, spielt in beiden Fällen der Aspekt der Wertaufbewahrung eine zentrale Rolle. So neigen Privatanleger dazu, bei hohen Goldpreisen vermehrt Silbermünzen zu erwerben – eine Art „Substitutionseffekt“ innerhalb der Edelmetallanlage. Bei genauerer Betrachtung des aktuellen Silberpreisanstiegs scheint dieser Effekt jedoch bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben.Auf relativer Basis hat Gold in den vergangenen Monaten deutlich stärker an Wert gewonnen. Derzeit entspricht der Preis einer Unze Gold etwa dem Gegenwert von rund 80 Unzen Silber. Zum Vergleich: Im Jahr 1980 lag dieses Verhältnis zeitweise bei 20, was verdeutlicht, dass Silber im historischen Kontext noch über erhebliches Aufholpotenzial verfügt. Vor diesem Hintergrund erscheint eine isolierte, rein spekulative Preisbewegung, wie sie Anfang der 1980er-Jahre zu beobachten war, gegenwärtig eher unwahrscheinlich.
Gold/Silber-Ratio
Quelle: Bloomberg Finance LP, Stand: 15.10.2025
Marktstruktur, Liquidität und Preisbildung
Der moderne Silbermarkt ist wesentlich tiefer, liquider und stärker reguliert als in den 1970er-Jahren. Elektronische Handelsplattformen, standardisierte ETFs und Transparenzanforderungen haben die Marktinfrastruktur professionalisiert. Anders als 1980 wird der Markt heute durch eine breite Käuferschicht aus institutionellen Anlegern, ETCs, Rohstofffonds und Notenbanken beeinflusst. Dabei spielen im Gegensatz zum Goldmarkt physisch besicherte Anlage-Vehikel eine deutlich größere Rolle im Vergleich zu den Derivate-basierten Produkten. Folglich zeigen sich Änderung der Nachfrage von Investoren aber auch direkter in den Anfragen bei Produzenten.Zudem wird Silber zunehmend in ESG-Portfolios berücksichtigt, da es als unverzichtbarer Rohstoff für klimafreundliche Technologien gilt. Diese institutionelle Integration mindert die Wahrscheinlichkeit eines spekulativen 'Cornerings', wie es die Hunt-Brüder einst versuchten.
Silber im Fokus
Silber vereint aktuell mehrere günstige Eigenschaften: eine robuste industrielle Nachfrage, eine historisch enge Angebotslage und den Charakter eines realen Wertaufbewahrungsmittels; Das Metall eröffnet damit Chancen auf zweifache Weise: als mögliche taktische Beimischung in einem diversifizierten Rohstoffportfolio und als strategische Positionierung im Rahmen der Energiewende. Zu bedenken ist, dass kurzfristig mit hoher Volatilität, langfristig jedoch mit einer anhaltend positiven Preisentwicklung zu rechnen ist, sofern die Nachfrage aus der Solar- und Elektronikindustrie weiter wächst. Für Produzenten bleibt entscheidend, die Förderkosten zu kontrollieren und ESG-konforme Lieferketten zu gewährleisten, denn Investoren achten zunehmend auf Nachhaltigkeitskriterien auch im Rohstoffsektor.Der aktuelle Silberpreisanstieg unterscheidet sich in fast allen strukturellen Punkten von der spekulativen Rally Anfang der 1980er-Jahre. Während die damalige Bewegung durch Marktmanipulation und psychologische Übertreibung geprägt war, beruht der heutige Trend auf einer Kombination aus fundamentaler Nachfrage, makroökonomischem Umfeld und geopolitischer Unsicherheit. Die hohe Differenz zwischen Förderkosten (AISC1) und Marktpreis schafft derzeit attraktive Gewinnspannen, doch die Angebotsstruktur des Marktes bleibt träge. Für langfristig orientierte institutionelle Anleger eröffnet Silber damit Chancen, von einer strategisch veränderten Rohstofflandschaft zu profitieren. Voraussetzung dafür ist, dass das Exposure diszipliniert und unter Berücksichtigung der Volatilitätsrisiken gesteuert wird. Zudem erscheint die Silberpreisentwicklung aus der relativen Perspektive im Vergleich zu Gold noch deutliches Nachholpotential zu besitzen.
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